erstellt am: 21.10.2005 | von: thomas | Kategorie(n): Filmkritiken, SCIFI

Mittlerweile kam ich auch in den Genuß von Nemesis, oder: „Picard : 2 = ?“
Kurz nach dem Film wußte ich nicht so recht, was ich jetzt mit dem Geschehenen anfangen sollte, je länger ich ihn aber sacken lasse, desto besser finde ich Nemesis!
Weshalb ich ihn auf Anhieb nicht so berauschend fand: Der Film kam sehr langsam in Schwung, wobei der Übergang von anfänglichen „Lari-Fari-Szenen“ (v.a. die viel zu lange „Komm jetzt ins Bett“-Szene) zu Aktionsequenzen, wie sie eher in James Bond gehören (allerdings toll inszeniert waren) doch sehr plötzlich kam. Dann gab es auch einige Logikfehler, die einen hier und da doch aufstöhnen ließen… allein die komplette Sequenz auf dem Wüstenplaneten hat überhaupt keinen Sinn gemacht, wobei nur einige wenige Sätze mehr von Shinzon zu den Umständen von Bevor’s auffinden die Sache abgerundet hätten („Haben ihn auf dem Planeten platziert, aber dann kamen diese barbarischen Eingeborenen und haben ihn zerfetzt“) Klar kann man sich Dinge wie dieses auch denken, aber es hat nur unnötig von der Kernstory abgelenkt.
Und dann diese schreckliche Synchronisation… oft waren hakelige Formulierungen dabei, wo man kurz überlegt hat und einem dann wie Schuppen von den Augen die wortwörtliche englische Originalversion gefallen ist und der letzte Satz plötzlich viel besser in den Kontext gepasst hat. Aber naja, damit müssen wir halt Leben… und bei Star Trek fällt es nach den vielen TNG-Jahren besonders auf, da man ja weiß, was die „Standardsprüche“ der Crew im englischen sind.
Ein Drahtseilakt war meiner Meinung nach dieser „Kammerspielcharakter“ – fast der gesamte Film hat ja auschließlich auf der Enterprise gespielt… für meinen ersten Eindruck war das etwas ungenügend, im Nachhinhein hat es die Kernstory aber noch beklemmend unmittelbarer gemacht.
Und was ist eigentlich die Kernstory, von der ich dauernd rede???
Die Findung des Ichs, seiner eigenen Identität, seinem Platz im Leben und wie einen das Leben selbst zeichnet und formt – wie sehr es an einem selbst liegt, etwas aus sich zu machen. Im Vordergrund natürlich Shinzon, als nette B-Story aber auch „Bevor“.
Und ich muß sagen, dass mir Tom Hardy als Shinzon ganz besonders gefallen hat! Ob er nun Haare hat oder nicht hatte hier ja weniger mit Kontinuität, als viel mehr mit dem Transfer des Shinzon-Charakters auf Picard zu tun. Und was waren da für Szenen dabei… Picard und Shinzon beim Dinner, der letzte Dialog der beiden… toll gemacht und erschreckend glaubhaft dargestellt.
Besonders am Film – und das hat ihn noch mehr zu einem würdigen Abschied der TNG-Crew gemacht – waren die zahlreichen „Insider“ für die Fans. Von Troi’s und Riker’s Hochzeitsfeier mit all den bekannten Gesichtern (habe ich da etwa auch Michelle Forbes links neben Whoopie aufblitzen sehen!??) über Brent „Data“ Spiner’s sensationelle Gesangseinlage zum Schiff „Archer“, welches auf der Flottenübersicht als letztes auftaucht (schon toll, so eine große Kinoleinwand ), bis hin zum nach Cpt. Kirk benannten Ausweichmanöver.
Und natürlich muß auch wieder Troi am Steuer sitzen, wenn das Schiff *wirklichen* Schaden erleiden soll!
Alles in allem ein toller Film, der meiner persönlichen TNG-Referenz „First Contact“ zwar von der Handlung nicht das Wasser reichen kann, wohl aber vom Humor und der kraftvollen Aussage.
Vielen Dank an Marcus Erbar (www.sf-radio.net ) für diese Filmkritik…